Umdenken im "Dritten Reich"

In der neuen Ortsgruppe Langen-argen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) stellten Turner die meisten Mitglieder. Im Mai 1933 wurden bei einem Schauturnen auf der Hirschwiese hinter der Turnhalle als Neuheiten das Rhönrad und Übungen an der Sprossenwand vorgeführt. Am "Tag der Deutschen Jugend" gewann der TV02 einen Jugendvergleich mit dem Fußballverein. Nach Zulassung über ein "Prüfungs turnen" nahm der Verein im Juni am Deutschen Turnfest in Stuttgart teil. Dort krönten die 18 Mann unter Oberturnwart Lorenz Gröber die Breitenarbeit des Vereins mit einen ersten Preis.

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An Stelle der bisherigen Vorstandschaft wurde das "Führerprinzip" eingeführt. Die Hauptversammlung 1934 in der "Helvetia" stand ganz im Zeichen des "neuen Windes". "Die Partei" beanspruchte zunehmend Turnhalle und Sportplätze, disziplinierte und reglementierte den Sportbetrieb. Tanzkurse und Tanzveranstaltungen im Vereinslokal "Zum Bahnhof", meist nach Handballspielen, waren damals neben dem Sport die einzigen Vergnügungen der örtlichen Jugend. 1935 wurde die deutsche Turnerschaft in den "Reichsbund für Leibesübungen" eingegliedert. Noch immer errangen Turner, Leichtathleten und Schwimmer bei Wettkämpfen vordere Positionen. Beim ersten Gaufest des Reichsbundes in Schwenningen wurde im traditionellen Vereinsturnen ein 1. Preis gewonnen. Wegen der zunehmenden Bindung in der Hitlerjugend blieb für geregeltes Training nun kaum noch Zeit. Auch die Volljährigen waren zusätzlich verpflichtet. Noch konnten die Vereinsgeschäfte weitergeführt werden. Die Handballer waren mit Hilfe der Soldaten von der Marinenachrichten stelle Süd sogar recht erfolgreich. Auch das Kreisturnfest des Reichsbundes im Juli 1936 wurde noch einmal mit einem 1. Preis und weiteren guten Platzierungen absolviert. Der zunehmenden Lähmung der Vereinsarbeit durch Einberufungen zu Arbeitsdienst oder Wehrmacht, durch Parteieinfluss und Bürokratie des Dritten Reiches standen die wenigen "parteineutralen" Führungskräfte jedoch machtlos gegenüber.

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1938 wurde der Turnverein Langenargen schließlich in den neuen "Verein für Leibesübungen" aller Sportarten (VfL) eingegliedert. Vor sitzender des Langenargener Gesamtvereins wurde Hermann Lassen. Vergeblich versuchten die Turner, ihren Leistungsstand zu halten. Die Reglementierung durch die Partei wurde immer stärker! Die Teilnahme am Gaufest des Reichsbundes für Leibesübungen brachte für Viele den letzten sportlichen Erfolg, denn schon 10 Tage später begann der 2. Weltkrieg. Die Turnhalle war kaum noch verfügbar, denn die Partei brauchte sie für ihre Zwecke. Bis 1941 wurde noch Leichtathletik betrieben, und die Restmannschaft mit Franz Göppinger besuchte als einzige noch verbliebene Veranstaltung die Vereinsmeisterschaften. Einberufungen, die Entbehrungen der Kriegsjahre und zusätzliche Belastung, z.B. durch den Einsatz in Rüstungsbetrieben gaben der Turnerei den Rest. Nur die Handballer 17 profitierten zunächst noch von der Marineeinheit, mussten aber schließlich auch den Spielbetrieb einstellen. "Stacheldrahtzaunumschlungen" beherbergte die altgediente Turnhalle nun russische Fremdarbeiter von der Bahnverwaltung Friedrichshafen.

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